Sexualpädagogisches Konzept

 

 

Sexualpädagogisches

Konzept

Ev. Stephanus-Kindergarten

Lüdinghausen

 

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Sexualpädagogisches Konzept

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

 

 

1.       Entwicklung kindlicher Sexualität

 

 

 

2.       Unterschiede zwischen kindlicher Sexualität und Erwachsenensexualität

 

 

 

3.       Sexuelle Bildung oder Sexualerziehung

 

 

 

4.       Ziele unserer ganzheitlichen Sexualpädagogik

 

 

 

5.       Regeln für Körpererkundungsspiele

 

 

 

6.       Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern

 

 

 

7.       Schutz vor (sexueller) Gewalt

 

 

 

8.       Quellenangaben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1.    Entwicklung kindlicher Sexualität

 

 

 

 

 

 

 

Kinder erkunden die Welt um sich herum mit allen Sinnen.

 

Spielerisches Entdecken des eigenen Körpers und das Einbeziehen anderer Kinder in dieses Spiel ist Teil der allgemeinen kindlichen Spielfreude.

 

 

 

Kindliches Spiel kennt keinen Zweck außer sich selbst und ist von Spontanität und Fantasie geprägt. Auch Rollenspiele und die Körpererkundungsspiele gehören dazu, wie z.B. Mutter-Vater-Kind-Spiele, Arzt- oder Krankenhausbesuch u.Ä.

 

 

 

Das unbefangene Erkunden des eigenen Körpers einschließlich des Genitals, wie auch Rollen- und Körpererkundungsspiele mit anderen Kindern sind Bestandteile normaler psychosexueller Entwicklung, die für die Kinder wichtige Lernerfahrungen darstellen.

 

 

 

Kinder selbst ordnen ihr Handeln nicht als „sexuell“ ein; sondern empfinden es einfach nur als angenehm: streicheln, in den Arm nehmen, küssen, berühren, Nähe und Geborgenheit suchen…sich selbst und den Anderen entdecken…

 

Die Freude am eigenen Körper und das Empfinden körperlicher Lust ist nicht an einem in der Zukunft liegenden Ziel orientiert, sondern findet immer im Hier und Jetzt statt – immer in der konkreten Situation des Wohlbefindens.

 

 

 

Die Kinder suchen das Zusammensein mit anderen Kindern, aber es dominiert immer der Ich-Bezug, d.h., im Mittelpunkt steht immer die Neugier und der Wunsch, sich selbst wohlzufühlen.

 

 

 

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo - sowohl in der körperlichen, wie auch in der psychosexuellen Entwicklung.

 

Aufgabe der Erwachsenen ist es, jedes Kind in seiner persönlichen Alters- und Entwicklungsstufe wahrzunehmen, um jedes Kind achtsam, unterstützend und individuell begleiten zu können. 

 

 

 

 

 

 

2. Unterschiede zwischen kindlicher Sexualität und  Erwachsenensexualität

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kindliche Sexualität

Erwachsenensexualität

 

 

spielerisch, spontan

absichtsvoll, zielgerichtet

nicht auf zukünftige Handlungen ausgerichtet

auf Entspannung und Befriedigung hin orientiert

Erleben des Körpers mit allen Sinnen

eher auf genitale Sexualität ausgerichtet

egozentrisch

Beziehungsorientiert

Wunsch nach Nähe und Geborgenheit

Verlangen nach Erregung und Befriedigung

Unbefangenheit

Befangenheit

sexuelle Handlungen werden nicht bewusst als Sexualität wahrgenommen

bewusster Bezug zu Sexualität

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Sexuelle Bildung oder Sexualerziehung…?

 

 

 

Sexuelle Bildung

 

Die sexuelle Bildung passiert aus dem Kind selbst heraus. Es meint die aktive, neugierige und auch lustvolle Tätigkeit des Kindes mit allen Sinnen sich selbst und seinen Körper, ebenso wie die Körper anderer Kinder zu entdecken und zu erforschen und eine eigene Geschlechteridentität zu entwickeln.

 

Sexuelle Bildung ist nicht „herstellbar“, sondern ist angewiesen auf die Eigenaktivität des Kindes und ist somit hauptsächlich Selbstbildung.

 

 

 

Sexualerziehung

 

 

 

Bei der Sexualerziehung wird der Erwachsene tätig; d.h. es werden geschlechterbezogene Themen erarbeitet und Fragen der Kinder aufgegriffen. Mit Büchern, Geschichten, Bildern, Gesprächen usw. wird das Wissen der Kinder erweitert und Zusammenhänge deutlich gemacht.

 

 

 

Im Alltag bedeutet das für uns:

 

 

 

Wenn Kinder allein oder gemeinsam ihre Körper erkunden, sorgen wir dafür, dass das in einem geschützten Rahmen und unter geschützten Rahmenbedingungen stattfinden kann = das heißt, dass wir mit den Kindern verabreden, wo das Spiel stattfindet und wer beteiligt ist.

 

Eine Kollegin ist und bleibt in der Nähe, sie begleitet kontinuierlich, ohne das Gefühl der Kontrolle zu geben.

 

Sie signalisiert „alles ist ok“ und ich bin da, wenn es Fragen oder Unstimmigkeiten gibt.

 

Außerdem ist so auch immer sichergestellt, dass durch die Begleitung der Kinder es leicht festzustellen ist, ob wirklich alle beteiligten Kinder sich wohlfühlen in der Situation oder nicht. So können wir ganz zeitnah in das Spiel eingreifen, wenn sich ein Kind unwohl fühlt und die Situationen klären.

 

In Zeiten von personellen Engpässen kann es vorkommen, dass solche (Rollen-) Spiele nicht kontinuierlich begleitet werden könnten.

 

 

 

 

 

An solchen Tagen müssen mit den Kindern andere Verabredungen getroffen werden – unter Umständen muss das weitere Körper erkunden dann auch auf einen anderen Tag verschoben werden, so dass immer eine gute Begleitung möglich ist.

 

 

 

 

 

Geschlechtsidentität/Geschlechterrolle

 

 

 

Sich und den eigenen Körper entdecken und dann auch sein Gegenüber wahrzunehmen, Unterschiede zu entdecken und zu hinterfragen usw. – all das dient dem Kind auch dazu, die eigene (Geschlechter-) Identität zu finden.

 

Wir möchten dem Kind unvoreingenommen und offen begegnen, das heißt z.B. dass Themen Geschlechter übergreifend behandelt werden und Rollenbilder nicht festgelegt vorgegeben werden. Das Kind soll sich ausprobieren, ob als Prinz oder Prinzessin, ob es Mutter oder Vater sein möchte…ihm steht beides offen in der Auseinandersetzung mit seiner Geschlechterrolle.

 

 

 

Außerdem gehören zu unserer geschlechterbewussten Pädagogik Spielmaterialien und Bücher die eine Diversität an Möglichkeiten von Menschen, Aussehen, Herkunft, Familienzusammensetzungen, Partnerschaften usw. zeigen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Ziele unserer ganzheitlichen Sexualpädagogik

 

 

 

Wir möchten das Kind in seiner Entwicklung altersentsprechend unterstützen. Die Entwicklung der kindlichen Sexualität ist, wie andere Bereiche auch, sehr unterschiedlich und individuell.

 

Unser Haus soll für die Kinder ein geschützter Ort sein, wo sie ihrer Neugier und ihrem Entdecken nachgehen können.

 

Wir schaffen Räume und eine Atmosphäre des Vertrauens und Wohlfühlens. Wir nehmen die Bedürfnisse jeden einzelnen Kindes ernst und das Wohl des einzelnen Kindes hat immer Priorität. Darum ist es unerlässlich, dass es auch Grenzen und Regeln für den täglichen Umgang gibt – z.B. die Regeln für die Körpererkundungsspiele (siehe Punkt 6).

 

Themen und Fragen, die die Kinder an uns herantragen, greifen wir auf und beantworten und bearbeiten sie kindgerecht und altersentsprechend.

 

Oft nehmen solche Themen größeren Raum ein, wenn z. B. in einer Familie ein Baby geboren wird…aber trotzdem interessieren sich nicht immer alle Kinder für dasselbe Thema. Wir differenzieren im Umgang mit der Erarbeitung von Themen und arbeiten dann altersentsprechend und situationsabhängig in kleineren Projekt-Gruppen.

 

 

 

Auch im Bereich der Sexualpädagogik ist es wichtig, dass wir Erwachsene den Kindern ein Vorbild sind in Sprache und Verhalten.

 

 

 

Wir Erwachsene müssen offen sein für Fragen und Anliegen der Kinder, dann können wir die sexuelle Entwicklung der Kinder behutsam und angemessen begleiten. Wenn wir mit klaren Worten und Begriffen Orientierung geben, lernt das Kind, sich auszudrücken und mitzuteilen.

 

Die Kinder können Unsicherheiten klären und lernen, dass sie in diesem Bereich absolut selbstbestimmt sind und niemand ihre Grenzen verletzen darf.

 

Sie erfahren, dass ihre Gefühle respektiert werden, dass das Entdecken des eigenen Körpers etwas Schönes und Lustvolles ist und dass jeder selbst entscheidet, wann und von wem er Nähe und Zuwendung möchte.

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Regeln für Körpererkundungsspiele

 

 

 

Folgende Regeln sind Grundlage für Körpererkundungsspiele in unserer Einrichtung.

 

Diese Regeln sind mit allen pädagogischen Mitarbeitenden erarbeitet und werden alters- und entwicklungsentsprechend mit den Kindern thematisiert:

 

 

 

 

 

·       Jedes Kind bestimmt selbst, mit wem es spielen möchte und mit wem es seinen Körper erkunden möchte.

 

 

 

·       Kein Kind tut einem anderen weh.

 

 

 

·       Wenn ein Kind das Spiel nicht mehr mag, darf es aufhören.

 

 

 

·       Wenn ein Kind eine Berührung nicht mehr will, sagt es „NEIN“ oder „Stopp“ und das Spiel wird sofort unterbrochen.

 

 

 

·       Kein Spiel wird gegen den Willen eines anderen Kindes gespielt.

 

 

 

·       Es dürfen keine Gegenstände in Körperöffnungen gesteckt werden = Verletzungsgefahr (z.B. Mund, Nase, Ohren, Poloch, Scheide).

 

 

 

·       Im Rollenspiel werden die Rollen gewechselt, z.B. jede/r darf mal Arzt/Ärztin und jede/r auch mal Patient/Patientin sein.

 

 

 

·       Körpererkundungsspiele finden immer mit gleichaltrigen Kindern statt.

 

 

 

·       Hilfe holen ist kein Petzen. Wenn ein Kind ein Spiel doof findet, darf es das einem Erwachsenen erzählen.

 

 

 

·       Körpererkundungsspiele sind ok und müssen nicht heimlich passieren.

 

 

 

·       Für Körpererkundungsspiele braucht man Ruhe, darum verabreden wir miteinander, wo ihr das spielen könnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

6. Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern

 

 

 

 

 

Eltern und Fachkräfte = wir machen uns gemeinsam stark für unsere Kinder!

 

 

 

Für eine gelingende ganzheitliche Sexualpädagogik ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtung und Eltern unverzichtbar!

 

 

 

Wir wollen…

 

 

 

·       …unsere Arbeit immer transparent halten

 

·       …über Themen und Projekte zeitnah und ausführlich informieren

 

·       …direkt mit Ihnen in den Austausch kommen, wenn Körpererkundungsspiele oder ähnliche Themen bei Ihrem Kind grad aktuell sind.

 

·       …immer ein offenes Ohr haben für Ihre Anliegen und Fragen

 

·       …persönliche Bedenken und Grenzen respektieren und berücksichtigen

 

·       …Gespräche und Elternabende nach Bedarf und Interesse anbieten

 

·       …Literatur und andere Materialien zur Verfügung stellen

 

 

 

 

 

 

 

Sie - die Eltern - sind die Fachleute für Ihr Kind zu Hause…wir päd. Mitarbeitenden sind die Fachleute für die Kindertageseinrichtung. Gemeinsam können wir unsere Kinder bestmöglich begleiten und schützen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

7. Schutz vor (sexueller) Gewalt

 

 

 

Artikel 1 Grundgesetz:

 

Die Würde des Menschen ist unantastbar

 

 

 

Die uns anvertrauten Kinder zu schützen und die Kindertageseinrichtung zu einem sicheren Ort zu machen hat oberste Priorität in unserem Alltag!

 

 

 

 

 

In unserem Schutzkonzept haben wir erarbeitet, wie wir gemeinsam sicherstellen, dass alle, die im Kontakt mit den Kindern sind, immer zum Wohle des Kindes handeln.

 

Folgende Standards sind unablässig

 

 

 

·      Reflexion und Evaluation unseres Schutzkonzeptes

 

·      enge vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kolleg:innen, Eltern und Träger der Einrichtung

 

·      offene und kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema Schutz vor (sexueller) Gewalt

 

·      weiterführende Fortbildungen für alle Mitarbeitende

 

 

 

Das sexualpädagogische Konzept als Teil unseres Schutzkonzeptes ist ein weiterer wichtiger Baustein zum Schutz der Kinder in unserer Einrichtung.

 

 

 

Lesen Sie dazu bitte auch die näheren Ausführungen in unserem Schutzkonzept.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8. Quellenangaben

 

 

 

1.    Prof.Dr.Jörg Maywald

 

„Sexualpädagogik in der Kita“

 

 

 

2.    Prof.Dr.Jörg Maywald

 

Powerpoint-Päsentation online Fortbildung/03.11.2021

 

 

 

3.    Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

 

„Liebevoll begleiten…Körperwahrnehmung und körperliche Neugier kleiner Kinder“

 

 

 

4.    Bild aus „Gut behütet“ vom Ev. Trägerverbund der Tageseinrichtung für Kinder in Münster