1.0 Einleitung
1.1 Unser Leitbild
Das Leitbild ist die Grundlage unserer pädagogischen Arbeit.
Unsere Aufgabe ist es, uns immer wieder unserer Grundhaltung und den zu vermittelnden Werten gegenüber dem Kind, den Eltern und den Kolleg:innen bewusst zu sein.
Unsere Kindertageseinrichtung soll ein sicherer Ort sein, in dem die Kinder sich angenommen und wohl fühlen. Sie sollen auf vertrauensvolle Personen treffen, mit denen sie gerne eine Beziehung eingehen möchten.
Wir begegnen jedem Kind mit Wertschätzung und Respekt und achten seine Würde.
Wir nehmen das Kind ernst in seinem Denken, Fühlen und Handeln und möchten jedem Kind vermitteln „so, wie du bist, bist du gut“.
Gemeinsam mit den Kindern gestalten wir achtsam unseren Alltag, auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens.
1.2 Warum ist das Schutzkonzept wichtig?
Unser Schutzkonzept dient dazu, jeglicher Form von Missachtung kindlicher Rechte, auf körperliche und seelische Unversehrtheit, präventiv entgegenzuwirken.
Wir – das Team des Ev.Stephanus-Kindergartens – möchten sicherstellen, dass jedes Kind in unserem Haus seiner Neugier und Wissbegierde selbständig und aktiv mit viel Freude am Tun und größtmöglicher Selbstbestimmtheit nachgehen kann.
Jedes Kind soll sich in unserem Haus sicher und geborgen fühlen.
1.3. Unser Schutzauftrag (gesetzliche Grundlagen)
· UN
Kinderrechtskonventionen Artikel 19
Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung und Verwahrlosung
· UN Kinderrechtskonventionen Artikel 34
Schutz vor sexuellem Missbrauch
· Strafgesetzbuch § 174 ff
Sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen
· SGB VIII §1
…Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.
2.0. Begriffsbestimmungen
- Die unterschiedlichen Formen von Gewalt-
2.1. Seelische Übergriffe
- bloßstellen/ beschämen/ demütigen
- ignorieren
- bewusstes Grenzverletzendes Verhalten
- verletzende Bemerkungen
- herablassendes Verhalten
- herabsetzendes Verhalten
- Isolation
- Ausgrenzung
- Ablehnung
- anschreien
- überfordern
- Mobbing
- tyrannisieren
2.2. Körperliche Übergriffe
- Nähe und Distanz missachten
- festhalten (sofern es nicht dem Schutz des Kindes oder anderen anwesenden Personen dient)
- zum Essen zwingen
- schlagen
- fixieren
2.3. Sexuelle Übergriffe
- Jede Form des Körperkontakts, der nur dem Bedürfnis und der Befriedigung des Erwachsenen entspricht
- Küssen
- Nähe und Distanz missachten
- Berührungen im Intimbereich (Wenn die Berührungen nicht den einzigen Aspekt der Körperpflege haben)
- Machtmissbrauch
- Berührungen die nicht vom Kind befürwortet werden
2.4. Sexueller Missbrauch
- Kinderpornografie
- Vergewaltigung
- Sexuelle Nötigung/ Ausbeutung
- Exhibitionismus
3.0.Verhaltenskodex
Im Mittelpunkt unsere Arbeit stehen für uns der Schutz des Kindes und dessen Wohlergehen. Aus diesem Grund gibt es für uns klare Regeln für unser verantwortungsbewusstes Handeln im Miteinander.
Achtsamer Umgang miteinander
Wir nehmen die Gefühle des Gegenübers ernst. Körpersignale der Kinder werden wahrgenommen und respektiert.
Einhaltung von Kinderrechten
Die Kinder werden z.B. in der Kinderkonferenz , an Kindersprechtagen u.Ä. über ihre Rechte aufgeklärt und deren Bedeutung und Umsetzung erarbeiten wir in einem kontinuierlichem Prozess.
Wir üben uns im Alltag an den Grundwerten einer Demokratie, wie z.B. Mitbestimmung, freie Meinungsäußerung, körperliche und seelische Unversehrtheit etc.
Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität
Wir geben den Kindern Raum, sich mit ihrer eigenen Sexualität auseinanderzusetzen, unter Berücksichtigung der individuellen Grenzen aller Beteiligten. Dabei ist entscheidend, dass in jeder Situation alle Beteiligten aus eigenem Wunsch beteiligt sind. (siehe sexualpädagogisches Konzept)
Einhaltung individueller Grenzen/ Einhaltung von Nähe und Distanz
Der Wunsch nach Nähe und Körperkontakt geht immer vom Kind aus; Zuwendung, trösten und körperliche Nähe etc. ist ein Angebot des Erwachsenen – das Kind entscheidet, bei wem es das Angebot annimmt.
Auch raufen, rangeln, auskitzeln usw. gehört in den Bereich körperlicher Nähe. Wann, mit wem und wieviel das Kind diese Dinge möchte entscheidet es ganz allein. Ein „Stopp“ oder ein „nein“ ist sofort zu respektieren.
Gemeinsame Sprache
Unsere gemeinsame Sprache ist kindgerecht, gewaltfrei, wertschätzend und freundlich.
Diversität
Die Diversität von Kindern wird geachtet. Niemand wird wegen seiner sexuellen, religiösen, ethnischen, sozialen oder kulturellen Herkunft/ Ausrichtung ausgegrenzt. Individuelle Fähigkeiten werden gesehen und gestärkt.
Intimsphäre
Die Intimsphäre jedes Kindes wird geachtet. Die Kinder entscheiden wer sie umzieht, wickelt oder zur Toilette begleitet.
Das Fotografieren der Kinder mit privaten Geräten ist untersagt.
Mitbestimmung/ Partizipation
Die Kinder treffen (dem Alter und der Entwicklung angemessen) eigene Entscheidungen über z.B. ihre Spielpartner, ihren Spielort, Essen etc.
Sie werden mit eingebunden in Entscheidungen und gestalten so ihre Abläufe und Strukturen mit. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Kinder, ihre Meinung zu äußern und ihr Recht auf Mitbestimmung einzufordern (siehe dazu 6.1)
Ein ,,Nein“ der Kinder wird akzeptiert. Die Kinder lernen, auch untereinander das „Nein“ des Anderen zu respektieren.
Reflexion
Wir reflektieren unser Verhalten regelmäßig z.B. in der Teamsitzung, Teamfortbildung, kollegialer Fallberatung und Eigenreflexion anhand von Fragebögen.
Wir holen uns ggf. Hilfe von Außenstehenden und Beratungsstellen.
Macht
Kinder sind von uns Erwachsenen abhängig. Um ihnen nicht das Gefühl von Ohnmacht und ausgeliefert sein zu geben, achten wir auf einen wertschätzenden Umgang miteinander und begegnen uns auf Augenhöhe.
Handeln wir gegen den Willen eines Kindes um z.B. das Kind selber oder andere Personen zu schützen, muss dies immer transparent und für das Kind nachvollziehbar sein.
Von uns ausgesprochene Konsequenzen, die aus dem Verhalten der Kinder entstehen, stehen immer im logischen Zusammenhang mit der vorangegangenen Situation. Es werden keine Bestrafungen ausgesprochen.
Gewalt/ Nötigung/ Drohungen
Jede Form von Gewalt, Nötigung oder Drohungen wird in unserem Haus nicht geduldet.
Wird ein solches Verhalten beobachtet, schreitet die Erzieherin sofort ein.
Ort der Geborgenheit/ Sicherheit
Wir schaffen einen Ort der Geborgenheit und der Sicherheit. Wir geben den Kindern ausreichend Zeit, Bindung und Beziehung aufzubauen. Wir arbeiten kontinuierlich an unserem Vertrauensverhältnis. Wir stellen das Wohlergehen des Kindes immer ins Zentrum unserer Arbeit.
Niemand darf wegsehen! Alle tragen gemeinsam Verantwortung dafür, dass unsere Grundsätze im Umgang miteinander gewahrt werden.
Prävention
-Partizipation und Beschwerdemanagement-
Eine intensiv gelebte Partizipation, Transparenz im Alltag und eine niederschwellige Beschwerdemöglichkeit für alle Beteiligten sind wichtige Bausteine in der Arbeit mit den Kindern, Eltern und Teammitglieder, um Übergriffen, Grenzüberschreitungen und (sexueller) Gewalt präventiv vorzubeugen.
Kinder
Die Kinder sollen in ihrem Alltag ihre Selbstwirksamkeit erleben. Sie sollen jeden Tag spüren, dass sie respektiert und ernst genommen werden. Sie sollen immer wieder erleben, dass uns ihre Meinung wichtig ist und dass wir Erwachsene dafür sorgen wollen, dass es Ihnen gut geht.
Regelmäßig beschäftigen wir uns inhaltlich mit den Rechten der Kinder, so dass die Kinder kontinuierlich und ihrem Alter entsprechend alles über ihre Rechte lernen.
Es soll selbstverständlich für die Kinder sein, sich beschweren zu dürfen…sowohl bei und über andere Kinder, wie auch bei und über Erwachsene. Wir wollen ihnen vermitteln, dass wir jederzeit ein offenes Ohr für Ihre Belange haben und arbeiten kontinuierlich an unseren vertrauensvollen Beziehungen.
Nicht nur in unserem täglichen Miteinander, üben sich die Kinder darin, ihre Meinung zu sagen und sich zu beschweren, sondern z.B. auch in der Morgenrunde, in der wöchentlichen Kinderkonferenz und in den regelmäßig stattfindenden Kindersprechtagen.
Eltern
Auch die Eltern sind bei uns immer herzlich willkommen. Das Haus ist offen für alle. Unsere Arbeit mit den Kindern machen wir bestmöglich transparent – laden die Eltern zu uns ein, schreiben viele Infos zu aktuellem Geschehen und sind mit allen Eltern immer eng im Austausch. Bei uns passiert nichts hinter verschlossenen Türen – uns ist es sehr wichtig, dass die Eltern einen guten Einblick in unser alltägliches Geschehen haben. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern zum Wohle der Kinder hat bei uns höchste Priorität.
Elternabende, Elterngespräche (auch kurzfristig bei Bedarf), enger Austausch mit dem Elternbeirat und immer ein offenes Ohr für die Anliegen aller Eltern zu haben…all diese Dinge festigen das Vertrauen und unser Miteinander.
Darüber hinaus haben die Eltern auch Ansprechpartner beim Träger der Einrichtung: bei der Ev. Kirchengemeinde Lüdinghausen stehen sowohl der Pfarrer, der Diakon, wie auch und die zuständige Presbyterin jederzeit als Ansprechparter:in zur Verfügung (Kontaktdaten siehe 8.0)
Team
Alle Mitarbeitenden setzen sich kontinuierlich mit dem Thema Gewalt, Missbrauch und der möglichen Verletzung der Rechte von Kindern auseinander.
In der täglichen Arbeit ist es eine Selbstverständlichkeit für uns, die Rechte der Kinder zu schützen und zu wahren. Wir greifen direkt in die Situation ein, wenn wir etwas hören oder beobachten, was unserer Einschätzung nach grenzüberschreitend ist.
Das Menschenbild, das unserer Arbeit zugrunde liegt, sorgt für einen achtsamen und aufmerksamen Umgang im Alltag. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, hinzuschauen und uns jederzeit zum Schutze der Kinder einzumischen. Jegliche Form von Gewalt, Diskriminierung, Machtmissbrauch oder anderes grenzverletzendes Verhalten wird in unserem Haus nicht geduldet!
Jede Fachkraft hat die Fortbildung zur Kindeswohlgefährdung nach §8a gemacht. Darüber hinaus hat eine Kollegin die weiterführende Fortbildung zur „Insofern erfahrene Kinderschutz-Fachkraft“ gemacht.
Außerdem ist eine Kollegin geschult zur Selbstbehauptungs- und Resilienztrainerin und arbeitet in Projektgruppen nach dem Konzept „Stark auch ohne Muckis“.
Jede Mitarbeiterin hat die Möglichkeit, weitere Fortbildungen in diesen Themenbereichen zu belegen.
Darüber hinaus stärken und üben wir uns in unseren Handlungskompetenzen durch
• regelmäßige Mitarbeiter:innengespräche
• kollegiale Fallberatung
• regelmäßige Strukturanalysen
• Selbstreflexionsbögen
• Austausch im gesamten Team
• Einbeziehung des Trägers
• Weitere Fortbildungen
• Hilfe und Unterstützung einholen (z.B. Fachberatung und externe Beratungsstellen)
• Regelmäßige Evaluation und Überarbeitung des (Schutz-) Konzeptes